Trainer Till sah bleich aus, mitgenommen, er schien nicht einmal die Kraft zu haben, für ein paar Minuten aus der Haut zu fahren. Vermutlich war es die lähmende Wirkung seiner Fassungslosigkeit, die ihn am ausgelassenen Jubel oder Wutausbruch hinderte. Und so sprach der VCOR Trainer nach diesem aberwitzigen 3:2 gegen die SSG Langen erstaunlich ruhig von einer „gefühlten Niederlage“ und gleichzeitig von einem „nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg“.

Till ergänzte mit einem Anflug von Galgenhumor: „Nach dem 1:3 gegen Wehlheiden habe ich gedacht, es wird so ein Spiel nicht noch mal geben. Aber es gibt immer noch eine Steigerung.“

Zwei völlig unterschiedliche Spielphasen

Bei besagtem 1:3 gegen die TG Wehlheiden am 20. September hatte der VCOR nach souveränem Spielbeginn 0:2 hinten gelegen, den Spielverlauf gedreht aber im 4. Satz 3 Satzbälle zum Tie-Break nicht genutzt, das Endergebnis 1:3 war die Karikatur eines Spiels, das die Mannschaft von Trainer Till im Grunde genommen, hätte gewinnen können.
Und diesmal? War es noch absurder: Der VCOR führte zu Spielbeginn 6:1, nur 6:1. Erst überragend, dann unterirdisch. Dann übernahm die SSG Langen das Zepter und erspielte sich eine verdiente 2:0 Satzführung.

SSG fehlt Kaltschnäuzigkeit

„Unser Spiel in den ersten 2 Sätzen war nicht oberliga-tauglich, eine Niederlage wäre zu diesem Zeitpunkt mit unserem Spiel auch nicht ungerecht gewesen“, sagte Trainer Till.
Doch schon zu Beginn von Satz 3 schwante SSG Spielertrainer Pfahlert Böses.
Die „Kaltschnäuzigkeit“ habe uns da gefehlt, „wir hätten den 3. Satz mit breiter Brust beginnen müssen“, sagte er, „aber wir sind einfach noch zu schludrig und das hat sich im weiteren Spielverlauf fortgesetzt.“ Und immer noch sehr ruhig ergänzte er: „Es war wie so häufig, dass du im Glauben an den bereits fast erreichten Sieg dann einfach einen Tick weniger machst.“

Anschlusssatz bringt VCOR zurück

Dieser Tick weniger entsprang purer Unerfahrenheit in der Oberliga. Nach dem 2. Satz sah die SSG Langen aus wie eine Mannschaft, die sich in diesem Spiel für so unantastbar hält, wie sie es ja in den ersten 2 Sätzen auch war.
Das mehr verzweifelte als von Überzeugung geleitete Bemühen der Heimmannschaft um einen Satzgewinn endete somit um so erstaunlicher im ersten Satzgewinn zum 1:2 und zu einer unerwarteten Umkehr des Spielverlaufs.
VC Ober-Roden – SSG Langen 3:2 (-22, -20, +13, +24, +11)

Zu viel Spektakel

„Es war schwierig, noch an einen Sieg zu glauben, nach dem 0:2 Rückstand“, sagte Mannschaftsführer Keller, der ein bisschen wirkte wie einer mit einem Sechser im Lotto, obwohl er lediglich drei Zahlen angekreuzt hat. Seine Versuche, das Unglaubliche doch erklärbar zu machen, wirkten deshalb irgendwie bemüht.
Da war Pfahlerts Analyse schon wesentlich griffiger: „Wenn Du einen Gang zurückschaltest, zu wenig tust, dann reicht es gegen so eine Oberröder Mannschaft am Ende nicht.
Ein Spektakel bleiben die Spiele des VCOR allemal, aber zu mehr reicht es manchmal nicht: „Das sind zwei Punkte, die uns in der Tabelle weh aber in der Sportlerseele gut tun“, betonte Till. Es sind nicht die ersten Punkte, die die Mannschaft verschenkt hat. 1,2 Punkte mehr gegen TG Wehlheiden und der VCOR wäre erster Verfolger der TG Rüsselsheim. So bleibt der VCOR im oberen Tabellendrittel, mehr auch nicht.
Unabhängig vom nicht 100%ig zufriedenstellenden Ergebnis war das gesamte Spiel in der Nachbetrachtung für die Zuschauer, Trainer und Spieler des VC Ober-Roden ein toller Volleyballabend.
Vielen Dank an die grandiose Unterstützung von den prall gefüllten Zuschauertribünen. „Ohne unsere Fans wäre an diesem Tag der Spielgewinn wohl nicht mehr möglich gewesen“ resümierte der ehemalige 2. Vorsitzende des Traditionsvereins A. Lurweg.

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