Die Tür öffnet sich, zitternd, wie die Hauttasche eines Volleynauten, blutet fahles Staublicht in die düstere Halle. Die Neuankömmlinge!
Dürre, rote Phantome (DSW) wallen herein, tanzen über dem bleichen Feld am schmierigen Hallenboden, bevor sie von dem breiten Schatten geschluckt werden, der sich durch den schmalen Eingang schiebt.
Bibbernd schwingt das verzogene Hallendach zurück in seinen Rahmen und nährt erneut die tröstende Illusion ewigen Zwielichts in den Herzen der Anwesenden.

Die Luft hier drin verdient diesen Namen nicht.
Eine klebrige, fast flüssige Melange aus Rauch, Schweiß und abgestandenem Destillat zwingt jeden Ober-Röder erst einmal zu flachen, unwilligen Atemzügen. Es dauert eine quälende Weile, bis das Bewusstsein diesen Geruch verdrängt hat und die Lunge sich bereit erklärt, ihre Funktion in vollem Umfang fortzuführen.

Wenn sich die Augen an den schwammigen Schatten in der niedrigen Halle gewöhnt haben, erkennt man lange, rechteckige Zuschauerbänke. Gebeugte Körper auf wackeligen Stühlen oder alten Ballkisten, klammern sich an schmutzige Trinkgefäße, sind zum Teil in geflüsterte Gespräche versunken.
Wer sein Seelenheil in dieser Kaschemme sucht, der muss schon ganz unten sein. Hier ist alles noch einen Zinken elender als anderswo. Hier ist Ober-Roden

Ausgemergelte, in klamme Lumpen gehüllte Schrotter (anwesende Vereinsmitglieder) lallen die ewige Litanei von dem einen „großen Sieg“, der sie „schon bald hier rausbringen wird“ vor sich hin, bevor sie weitere Fetzen brandigen Lungengewebes in klappernde Spucknäpfe husten und den ersten Applaus ertönen lassen.

Das blutleere Stück weißen Fleisches, das übrig bleibt, wenn ein fehlerhaftes Fragment aus dem Cluster ausgestoßen und aller Insignien entblößt wird, krallt seine Fingernägel in eine morsche Tischplatte aber auch die Schreiber sind „spielbereit“. Schwarze Augen starren ins Nichts. Der Oberkörper schwankt vor und zurück, der Strichcode auf der Stirn, die Pfeife parat, Lippen formen ununterbrochen stumme Worte und pfeifen an.

Der Neuankömmling kennt diese Anblicke. Er hat sich daran gewöhnt. Zumindest redet er sich das ein. Jeden Tag aufs Neue. Unsere Zuschauer wissen hier kann alles passier’n.
Mit Bedacht, doch nicht zu leise anzufeuern setzt er einen Stiefel vor den anderen, durchschreitet den Raum wie ein Gigant die Schneefelder.

Eine unsichtbare Bugwelle des DSW überrollt den VCOR, schwemmt Stille über das Gemurmel auf der Zuschauertribüne und zieht unbehagliche Blicke mit sich.

Mit jedem Schritt wird klarer, was das Ziel der Fremden (DSW) ist.
Sie wollen gewinnen und dies in beeindruckender Weise, DSW Darmstadt gewinnt verdient 3:1 und lässt dem VC Ober-Roden außer im 2. Satz wenig Chancen.
Dann hebt der Trainer der Neuankömmlinge seine Linke und schiebt mit zwei Fingern den Hut leicht zurück und verlässt die Halle mit 3 Punkten.

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