Liebes Tagebuch,
es klingelt – schon wieder, das war jetzt bestimmt das dritte Mal in der letzten viertel Stunde. Ich werfe diesen doofen Wecker wirklich nochmal gegen die Wand. Wobei… nicht heute! Denn es ist REH REH REHLEGATION!! Als ich endlich am Bahnhof stehe um Younes einzusammeln traue ich meinen Augen nicht. Die Temperaturanzeige zeigt -1°C an und er steht da im kurzärmligen Hemdchen. Da hat wohl einer das Wetter in Deutschland ein bisschen unterschätzt. Aber eine Mädelsmannschaft ist ja immer gut organisiert und so finden wir auch für ihn ein Jäckchen bevor es richtig losgehen kann.
Nachdem uns Louisas Navi einmal komplett durch Frankfurt gelotst hat, kommen wir der Autobahn und somit unserem Ziel Bad Soden Salmünster auch etwas näher. Und ich muss sagen, eigentlich fand ich die Autofahrt auch wirklich entspannt. Nunja, bis zu dem Moment, als Nati meinte ein richtig stinkendes Mettbrötchen mit Zwiebeln essen zu müssen… (Im Nachhinein glaube ich, dass war ihre Taktik um die Gegner am Netz einzunebeln)
Dank dem eben schon angesprochenen Navi und einem kaputtem 2. Gang haben wir die Halle dann auch nach gefühlten 2 Stunden Ortsbesichtigung endlich entdeckt. – Doch ich will nicht meckern, schließlich hat uns unser Navi in die richtige Richtung gelotst. Nicht so wie das Orwischer ´-Auto , das fast im falschen Bad Soden gelandet wäre.
Ein bisschen brennt es mir ja schon unter den Fingernägeln, dass ich heute nicht mitspielen darf, aber Krank ist leider Krank und ich sollte wohl lieber auf den Arzt hören…
Wie eine Schar voller Hühner fangen die Mädels an sich warm zu machen und dann passiert es: Auch uns erreicht die Nachricht, dass wir erst das zweite Spiel haben und das erste auch nicht pfeifen müssen… Also genau genommen hätten wir ausschlafen können….
Ok, aber wir haben unsere Lektion gelernt: Wir lesen demnächst ALLE die Mails ordentlich und genau! Aber ich sag mal so, spielen das können wir ja eh. Die wahre Kunst eines Sonntagmorgens besteht in einem guten Frühstück. Und der Bäcker in Salmünster hatte nach unserem Überfall wohl weder Laugenstangen, noch Brötchen noch Kaffee.
Damit wir auch schön viel von unserem Besuch im hessischen Norden haben, spielen die TG Hanau und der FSV Bergshausen 2 natürlich auch 4 Sätze. Als Sieger geht die TG Hanau vom Platz!
Nun heißt es warm machen (mit RICHTIGEN SPRINTS), anfeuern und natürlich ganz wichtig: DOPEN! Nein, nicht das was ihr jetzt denkt… Aber jeder braucht doch seine Motivation. Und Frank hat den optimalen Glücksbringer für Laura im Gepäck! Ein Herzchen!!!!!!!!!! Aber nicht irgendein Herzchen und nein, auch nicht sein Herzchen 😉 Sondern ein Herzchen aus BLÜMCHENTAPE. Ihr hättet dieses Grinsen sehen müssen. – UNBEZAHLBAR
Ok also JETZT kann es losgehen, der Schiri pfeift an und um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht was ich Euch zu dem Spiel erzählen soll. Ich fühle mich ein bisschen abgeschottet von allen, obwohl ich ja eigentlich mittendrin stehe. Die Halle war die letzten 4 Stunden wirklich Eiskalt, aber davon merke ich nun nichts mehr. Und auch die Tatsache einer Mandelentzündung rückt in den Hintergrund, so wie wir alle anfangen zu schreien, zu klatschen und zu trommeln. Ich kann Euch auch schon gar nicht mehr sagen, was alles passiert ist während dieses ersten Satzes, aber wir haben ihn tatsächlich gewonnen! Mit 25:22 geht der erste Satz an uns! Ein Wahnsinn, wer hätte das Gedacht? Zumal die gegnerischen Mädels aus Bad Homburg auch wirklich super Volleyball gespielt haben. Aber diesen 1. Satz haben wir uns wirklich verdient, vor allem dank Sonjas super Angabenserie und Viktorias konzentrierter Abwehr.
Doch Bad Homburg will sich das ganz und gar nicht gefallen lassen, die drehen nochmal richtig auf. Starke Angriffe über die Mitte und gute Angaben bringen uns aus dem Konzept. Der Wille und auch die Motivation sind da, aber irgendwie gelingt es uns nicht Punkte zu machen. Achherrje ist das spannend! Frank hüpft auf dem Feld rum wie so ein HB-Männchen und auch Michi, der dankenswerter Weise als CO-Trainer dabei ist, muss sich andauernd die schwitzigen Hände an der Hose abwischen. Doch es hilft alles nichts. So schnell liegen wir 2:1 hinten.
OK, bitte Frank mach was. Ich mag nicht schon in 20 Minuten den Heimweg antreten mit traurigen Mädels im Schlepptau! NEIN NEIN NEIN!!!!!!!
Tief durchatmen, noch ist nichts verloren. Jede einzelne weiß, was sie kann. Ob auf dem Feld oder auf der Bank, ich spüre, wie alle wollen. Selbst unsere mitgereisten Zuschauer wollen es jetzt noch einmal wissen und zünden ein richtiges Trommel-Klatschpappen-Feuerwerk, besonders begleitet von den lauten Stimmen von Lisa und Doro!
Punkt um Punkt spielen die Mädels auf dem Feld, als könnte sie nicht viel aus dem Gleichgewicht bringen. Mein persönlicher Lieblingspunkt: Paulina baggert von „ihrer 4“ auf die gegnerische 4 in den 3-Meterraum und Bad Homburg schaut nur verdutzt hinterher. 😀
Auch Louisa scheint heute ein bisschen wie ausgewechselt, ihr gelingen viele tolle Bälle über die Mitte und sie scheint das erste Mal selbstsicher auf dem Feld.
Prinzipiell ruft Frank bei jedem Ball den wir verwandeln sollen „Belohnt Euch!“ Nagut! Gesagt, getan. Satz 4 geht somit mit 25:17 an die kämpferischen Mädels aus Ober-oden.
Ich kann nicht mehr. Hier neben dem Feld zu stehen ist wirklich grauenhaft anstrengend. Gut, dass Tom, der Freund von Mii so groß ist, da kann man sich ab und an hinter ihm verstecken, wenn es zu spannend wird!
Tiebreak. Auf geht’s. Jetzt wollen wir das Ding auch holen. Ganz routiniert nimmt Malika eine Angabe nach der anderen an, ich habe nicht das Gefühl, dass dieser Flummi auch nur ein bisschen nervös ist. Immer öfter kommt nun auch unsere Mii durch den Bad Homburger Block durch und pfeffert die Bälle nur so ins gegnerische Feld. Aber Moment Mal? Was ist denn da los? Sie läuft an, mit Bogen, von außen und krawumm! Der vorletzte Punkt landet im Feld, tja. Das war unsere Nadine!
Und dann. PUNKT, PUNKT, PUNKT,PUNKT. JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA! Sieg, Sieg, SIEEEEGGG! Wir gewinnen die Relegation im Tiebreak mit 15:12!
Da war natürlich erst mal Gruppenkuscheln angesagt. J Und kaum haben wir den Gegner abgeklatscht da fließen bei Laura schon die Tränen… und weil Laura weint kann sich Sonja kaum zurückhalten und auch bei manch anderer sehe ich, dass die Augen ein bisschen Gläsern werden…
Jetzt kann ich endlich wieder anfangen normal zu atmen. Puhh war das anstrengend. Darauf müssen wir erst mal was trinken und was sehe ich da? Es gibt doch tatsächlich Maracujasaftschorle für mich -ach schöner kann der Tag doch wirklich nicht zu Ende gehen.
Wobei er ist ja noch gar nicht vorbei! Mit lauter Musik geht unser Hühnerhaufen erst mal locker ne Stunde duschen und wird dabei von Doros riesigem Sektdepot stetig versorgt!
Um ein bisschen zu feiern verschlägt es uns anschließend in das Cafe Central nach Hanau, um bei leckeren Burgern, Kartoffelwedgets und tollen „Summer Juices“ ein wenig unseren Sieg zu feiern.
Und erst dann, also wirklich 2,5h nach dem Abpfiff unseres grandiosen Spieltages, rückt Frank mit der Sprache heraus:
„Mädels, ich habe nicht um sonst so oft gesagt „Belohnt Euch“, denn ihr habt Euch belohnt. Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die Landesliga!“ Und so jubelt ein Tisch voll von Mädels und einem Hahn im Korb mitten in Hanau!
Könnt ihr Euch das vorstellen? So lange hat er nichts gesagt? Brauchte wohl selbst noch einen Moment um sich darüber klar zu werden, dass das gemeinsame Ziel erreicht worden ist.
Doch egal wie, es war ein grandioser Abschluss für eine tolle Saison und ich freue mich auf das nächste Abenteuer mit dieser verrückten Hühnertruppe!
Vielen Dank an alle, die da waren und uns unterstützt haben. Ihr habt ebenso einen Anteil daran, dass es schlussendlich funktioniert hat.
Liebste Grüße
Eure Anke